HAUS JOLIJA; ANBAU EINES HOLZKUBUS AN EIN KLASSIZISTISCHES WOHNHAUS AUS 1903

LOCALIZZAZIONE PROGETTO: 8500 Frauenfeld
ANNO DI ULTIMAZIONE: 2014
INOLTRO DEL PROGETTO: Prix Lignum 2015
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SPECIE DI LEGNAME MAGGIORMENTE IMPIEGATA: abete bianco
DETTAGLI DEL PROGETTO: Ampliamento, Arredi interni, Risanamento / Ristrutturazione
PROMOTORE DEL PROGETTO: Familie, Susanne & Gabriel Müller-Biedermann, Frauenfeld
ARCHITETTURA/PIANIFICAZIONE: Müller Architektrubüro GmbH, Gabriel Müller, Frauenfeld
ESECUZIONE DEI LAVORI IN LEGNO: Fuchs Holzbau AG, Roland Fuchs, Lommis




DESCRIZIONE BREVE:
Anbauen mit Holz, Lehm und Schafwolle aus der Region

Nachverdichtung im bestehenden Siedlungsraum und der damit verbundene Druck auf bestehende historische Gebäude ist aktuell in aller Munde. Wie soll mit dem Bestand umgegangen werden und lohnt es sich überhaupt, die bestehenden Bausubstanz für eine Erweiterung als Basis zu nutzen? Wenn bauen, wie und womit bauen; ein Apell an unsere Baukultur und das Bauen mit dem regionalen Baustoff Holz anhand von einem unspektakulären Beispiel:

Ein Wohnhaus für zwei Familien aus dem Jahr 1903
Als der Baumeister Johann Mötteli das Wohnhaus am damaligen Stadtrand von Frauenfeld im Jahre 1903 baute, waren noch ganz andere Ansprüche an das Wohnen und aber auch an den Ausbaustandart üblich. Auch die technischen Installationen und auch die Dämmbegehren kann man in keinem Punkt mehr mit den heutigen Ansprüchen vergleichen. Dennoch hat das Haus mit Zweischalenmauerwerk, der damalige Innenausbau mit seinen wunderbar knarrenden Massivholzparketten, den Wandtäfelungen und den einfachen Gipsdecken all die Zeit überdauert – und das ist gut so! Klar hat die beschriebene Bausubstanz nicht den heute geforderten Minergiestandart, aber dafür die behagliche Wärme der Holzoberflächen und der alten runden Kachelöfen. Die 111 Jährigen Dachziegel haben schon machen Menschen vor Wind und Wetter geschützt und auch die Fundamente, welche auf dem lehmigen Baugrund stehen tragen die Last ohne Wenn und Aber.

Abbrechen oder erhalten
Diese Bausubstanz zu restaurieren und für eine nächste Generation zu sichern ist die eine Aufgabe – doch was, wenn das Raumprogramm das alte Zweigenerationenhaus nicht mehr zu erfüllen mag? Ist ein Ersatzbau oder ein Anbau eine mögliche Überlegung. Abgebrochen wäre schnell, doch ob das neue Haus auch so nachhaltig mehrere Generationen überleben würde, ist wirklich die Frage und war zu keinem Zeitpunkt ein Thema – obwohl die Vorgängerbesitzer das klassizistische Haus als „Abbruchobjekt“ veräusserten.

Bauen aber wie?
Ein Anbau! Wie, wo, was, womit? Welche Architektursprache soll dieser zeigen? Anpassen/ergänzen oder doch lieber gezielt vom bestehenden abheben und sich dem Gebauten unterordnen? Überhaupt – ein Anbau kommt hier aufgrund der Grenzabstände nur auf der Nordseite in Frage und diese ist bautechnisch kaum zu erschliessen, weil das Grundstück gegenüber dem Strassenniveau um 1.5m erhöht liegt. Es gibt keine Zufälle: für das neue Fundament des geplanten Anbaus ergab sich die Gelegenheit, dass die nordseitige Liegenschaft abgebrochen wurde und wir so in diesem Zusammenhang gleich mit dem Nachbarbau den Keller und die neuen Fundamente erstellen konnten.
Jetzt war Handeln angesagt! Das Gesamtkonzept für die Restaurierung und Erweiterung war schon lange die Basis für alle getätigten Umbauschritte ab dem Jahr 1999. Aus Kostengründen sind die Massnahmen in verschiedenen in sich abgeschlossenen Teiletappen umgesetzt worden und der gesagte Anbau soll nun der Abschluss dieser Bauarbeiten sein.

Ein moderner Anbau als Holzelementen
Der Moderne Anbau soll auf einem unterkellerten betonierten Fundament stehen. Dieses Untergeschoss mit Lichthof wurde nun zusammen mit dem Aushub und Baumeisterarbeiten des Nachbarhauses im Jahr 2009 realisiert. Danach ruhten die Bauarbeiten und der in Holzelementbau geplante Hochbau wurde geplant und materialisiert. Die Anforderungen, dass dieser Anbau nach den Prinzipien des bestehenden Wohnhauses erstellt wird, gab einiges zu klären. Er wird aber modern und in der heutigen Architektursprache das bestehende Haus mit den gewünschten zusätzlichen Räumen ergänzen. Der Neubau ist mit einem Glaszwischenbau vom bestehenden Wohnhaus gelöst und erfordert am bestehenden Haus nur geringfügige Anpassungen mit dem herunterbrechen von nur einer Fensterbrüstung im Obergeschoss – dieser Eingriff wäre für das bestehenden Haus also auch reversibel.

Wie bauten unsere Vorfahren
Nun, was waren denn früher beim Bau die gängigen Materialien und Bedingungen, welche sich anscheinend auch bewährt haben? Hier konnte ich aus dem Wissen von über 20 Jahren Tätigkeit im Bereich des Umbaus und der Restaurierung von historischen Gebäuden und dem Studium von zahlreichen alten Baubüchern profitieren – aber eigentlich liegt es auf der Hand; Nebst der gezielten Auswahl des Bauplatzes waren für den Bau auch regionale Materialien, traditionelles Handwerk und auch die Wiederverwertung von vorhandenen Baumaterialien die Basis des Bauens. Heute würden wir dieses nachhaltige Tun baubiologisches Bauen nennen. Wann wird das Holz geschlagen, wie wird es getrocknet, womit wurde es behandelt, wie wurde es verbunden. Klar, wir leben nicht mehr im Mittelalter – doch all diese Grundlagen „über Bord zu werfen“ und sich blindlings auf die Errungenschaften in Chemie und auf die Eigenheiten der Bauverbundstoffe unbekannter Zusammensetzung aus nicht definierbarer Herkunft zu setzen, kann nicht ein nachhaltiges Bauen und vor allem kein gesundes Wohnklima mit sich bringen, wie dies im Haus aus 1903 der Fall ist!

Bauen mit regionalen Materialien und örtlichen Handwerkern
Die Basis für den Holzelementanbau ist Holz aus dem Lommiser Wald. Der Holzständer rahmenbau ist aussen mit einer Holzfaserplatte und innen mit einer massiven Holzschalung verkleidet. Die Dämmung dazwischen ist mit 18cm Schafwolle ausgeführt, welche in Bischofszell zu hochwertigen Dämmungen veredelt wird. Die Zwischendecken sind mit massiven Holzverbunddecken mit stehenden 24/150mm Brettern ausgeführt, welche mit einem Hartholzdübel ohne Leim miteinander verbunden sind.
Auf der Innenseite ist nach dem Stellen der vorgefertigten Holzelemente eine Schiftlattung aufgebracht worden, welche danach mit massiven Lehmbauplatten bekleidet wurden. Diese Lehmbauplatten sind dann mit einem Lehm Grundputz und einem farbig eingefärbten Lehm als Deckputz verputzt worden.
Aussen wird auf dem Ständerbau eine Hinterlüftungsebene und darauf nochmals eine Massivholzschalung als Basis für die Holzschindelfassade montiert. Die rund 25‘000 gespaltenen Weisstannenschindeln aus dem Bächli-Hemberg sind dann jede einzeln im traditionellen geschlauften Holzschirm auf die Schalung genagelt worden – diese Art der Fassadenoberfläche prägt den modernen Anbau und bekommt über die Jahre auf jeder Fassadenseite eine andere Patina. Die Art solcher Fassaden ist und war in unserer lokalen Baukultur weit verbreitet – wurde jedoch in den vergangen Jahren vielfach durch Eternitplatten ersetzt. Als neues Element ist die Fassade des auskragenden Schlafzimmers im Obergeschoss mit unbehandelten massiven Stahlplatten verkleidet worden und dieses wirkt so als Erker.
Dem aufmerksamen Leser fällt hier auf, dass so bei diesen beschriebenen Bauelementen weder Leime, noch andere Zusatzstoffe zur Anwendung kamen. Kein Windpapier und auch keine Dampfsperre benötigt dieser dampfoffene Wandaufbau im Gegensatz zu den heutigen Neubauten. Obwohl diese Eigenheit dampfoffen zu bauen bei allen Gebäuden vor 1950 immer üblich war…
Für den Innenausbau wurde mit der gleichen Philosophie vorgegangen – massives Eichenholz ist für Holzfutter aber auch die neuen Holzböden im Erdgeschoss eingesetzt worden. Dieser Raum hat grosse Fensterschiebetüren, welche sich im Sommer zum Sitzplatz mit seinem Lärchenholzboden (Riftholz unbehandelt) öffnen lassen, so dass der Blick zum angrenzenden Schwimmteich uneingeschränkt genossen werden kann.
Es kamen auch ein paar wiederverwendete Element für den Anbau zum Einsatz: Ein alter filigraner Gartenhaag trennt den Sitzplatz vom Badeteich (Kinderschutz). Im Obergeschoss ist eine Floral verzierte Jugendstilverglasung aus einer Zürcher Villa als Raumtrennendes Element zum Bad eingebaut. Dieses Bad im Zwischenbau wird mit einem antiken Gussradiator mit schönen Ziermustern und einem Wärmefach beheizt. Ein Tafelparkett in Nuss und Buche aus einem Abbruchobjekt ist im oberen Geschoss eingebaut worden und eine und wird hoffentlich auch noch spätere Generationen erfreuen…

Werden die heute modernen Laminatböden in 100 Jahren noch nutzbar sein?
Abschliessend zusammengefasst erfüllt der beschriebene Anbau nebst der Erweiterung der Erdgeschosswohnung zur 4-Zimmerwohung auch im Obergeschoss den benötigten Raum für das dritte Kinderzimmer. Im Dachgeschoss, wo sich im Altbau im ehemaligen Estrich das Wohnzimmer mit Küche befindet, erfüllt der Anbau den Wunsch einer grosszügigen Dachterrasse, auf welcher der Weitblick auf den Seerücken genossen werden kann. Das Interessante ist, dass diese Terrasse als Solche gar nicht wahrgenommen wird, zumal diese schräg laufende Brüstungen hat, welche dem neuen Baukörper die Optik eines Schrägdaches verleihen.
Weiter beweist dieser Erweiterungsbau, dass noch heute mit regionalem Handwerk und aber vor allem mit dem örtlichen Baustoff Holz ein nachhaltiges Gebäude entstehen kann. Dass dieses auch in der „Ökobillanz“ so manches Elementhaus aus Polen oder Ungarn bei weitem ins Offside fördert, ist selbstredend. Nur – die Baukosten sind in dieser Bauweise sicherlich etwas höher. Aber glauben Sie mir, es schläft und wohnt sich wesentlich beruhigter und hoffentlich auch gesunder in einem solchen Gebäude, welches entgegen den anderen nicht nur eine Generation überweilen wird! Dieser Bau soll der aktuellen Baukultur, alles sofort und für möglichst wenig Geld etwas Gegensteuer geben und auch zum nachdenken über unser verschwenderisches Tun erwirken – auch wenn es nur ein „Tropfen auf den heissen Stein“ ist!
Da sind aber viele Fragen – oder?






 
 
 
 
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